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Gemeinde Köngen

Im Detail

Köngen bot in der Vergangenheit immer wieder besonderen Menschen ein Zuhause. Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Literatur ließen sich hier nieder – wenn auch mancher nur für kurze Zeit.

Hermann Hesse (1877-1962)

Deutscher Schriftsteller

Hermann Hesse gilt als bedeutendster Vertreter der traditionellen Erzählkunst in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Er wurde am 2. Juli 1877 im württembergischen Calw geboren und versuchte sich bereits als Kind in der literarischen Produktion. Sein erstes Märchen schrieb er im Alter von zehn Jahren. „Die beiden Brüder“ wurde allerdings erst 1951 publiziert. Zu seinen bekanntesten Werken gehören heute „Der Steppenwolf“ oder „Siddartha“.

Im Laufe seines Lebens erhielt Hermann Hesse zahlreiche Auszeichnungen für seine Arbeiten, unter anderem 1946 den Nobelpreis für Literatur und 1955 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Hermann Hesse war Mitglied des „Bund der Köngener“, der am 9./10. Oktober 1920 im Köngener Schloss gegründet wurde. Der Jugendverband setzte sich aus verschiedenen Schülerbibelkreisen zusammen und war stark von der deutschen Jugendbewegung beeinflusst. Er bestand bis 1934. Hesse setzte dem Bund in seiner Novelle „Die Morgenlandfahrt“ ein literarisches Denkmal.

Christian Mali (1832-1906)

Deutsch-niederländischer Kunstmaler

Christian Mali wurde am 6. Oktober 1832 in Broekhuizen/Utrecht geboren, war Kunstmaler und arbeitete als Professor in München. Dort begegnete er 1860 Anton Braith, der ihm die Landschaftsmalerei näher brachte und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband.

Malis Werke sind heute im Biberacher Braith-Mali-Musum zu sehen und umfassen neben 48 Skizzenbüchern auch 12 Mappen sowie 270 Bilder. 1876 erhielt Mali die „Große Goldene Medaille“ in London, 1890 nahm er an der Weltausstellung in Chicago teil.

Im Lauf seines Lebens – vor allem in seinen letzten Lebensjahren – hielt sich der Künstler viel im Köngener Schloss auf. Malis Schwester war mit dem Maler Pieter Peters verheiratet, dessen Familie dort lebte und arbeitete. Diesem Umstand ist eine ansehnliche Sammlung von Bildern zu verdanken, die das Leben, die Natur und Gebäude von Köngen um die Jahrhundertwende zeigen.

Christian Mali starb am 1. Oktober 1906 in München.

Eduard Mörike (1804-1875)

Württembergischer Schriftsteller

Eduard Mörike war deutscher Lyriker, Erzähler und Übersetzer. Er galt zu seinen Lebzeiten als bedeutendster deutscher Lyriker nach Goethe und wurde vor allem posthum vielfach geehrt. Heute tragen zum Beispiel zahlreiche Schulen seinen Namen.

Mörike wurde 1804 als siebtes von 12 Kindern in Ludwigsburg geboren. Als Sohn einer Pfarrerstochter war von seiner Familie auch für ihn der Weg einen Pfarrers vorgesehen. Im Laufe seiner Zeit als Vikar lebte er 1827 auch in Köngen, was ihn zu unten stehendem Gedicht veranlasste.

Im Jahr 1837 wurde Mörike schließlich Pfarrer, haderte aber stets mit seiner Arbeit und ging bereits 1843 in zeitweiligen Ruhestand. Später wurde er erst Lehrer, dann Professor für Literatur in Stuttgart.

Um Mitternacht

Gelassen stieg die Nacht ans Land,
Lehnt träumend an der Berge Wand;
Ihr Auge sieht die goldne Waage nun
Die Zeit in gleichen Schalen still ruhn.

Und kecker rauschen die Quellen hervor,
Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.

Das uralte alte Schlummerlied,
Sie achtet’s nicht, sie ist es müd‘;
Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,
Der flücht’gen Stunden gleichgeschwungnes Joch.

Doch immer behalten die Quellen das Wort,
Es singen die Wasser im Schlafe noch fort
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.

Malerfamilie Peters

Niederländische Künstlerfamilie

Pieter Francis Peters war Niederländischer Kunsthändler, Landschaftsmaler und Zeichner. Er wurde 1818 in Nymwegen geboren und heiratete später Henrike Gertrude Mali, die Schwester des Malers Christian Mali. Nach seinem Umzug nach Stuttgart 1845 erhielt er ein Atelier im Alten Schloss in Stuttgart, wo er unter anderem der Königin Olga als Reisebegleiter diente.

Peters hatte drei Töchter: Anna (geb. 1843), Ida (geb. 1846) und Pietronella (geb. 1848). Zwischen 1896 und 1903 verbrachte er mit den ebenfalls malenden Töchtern Anna und Pietronella mehrere Sommer im Köngener Schloss. Hierbei entstanden zahlreiche Bilder, die Leben, Natur und Gebäude im damaligen Köngen zeigen. Peters Bilder sind heute sowohl im Schloss Köngen als auch im Braith-Mali-Museum in Biberach zu sehen.

Daniel Pfisterer (1651-1728)

Württembergischer Pfarrer und Schriftsteller

Daniel Pfisterer wurde am 13. Dezember 1651 als Sohn eines Hofkorbmachers, Hofküfers und Binders gleichen Namens in Stuttgart geboren. Von 1699 bis zu seinem Tod am 16. März 1728 war er Pfarrer in Köngen.

Daniel Pfisterer dokumentierte das Leben in Köngen sowohl im Positiven wie Negativen in zahlreichen Bildern und Reimen. Die Arbeiten spiegeln das Leben seiner Zeit wieder, zeigen Häuser und Natur, aber geben auch Aufschluss über Weinbau, Handwerk, Berufe und Kleidung. Dabei scheute Pfisterer sich nicht, auch menschliche Schwächen in ironischer Weise darzustellen oder gesellschaftliche Missstände, wie die Not der Landbevölkerung, anzuklagen.

Erst 1996 erschien Daniel Pfisterers Doppelband „Barockes Welttheater: Ein Buch von Menschen, Tieren, Blumen, Gewächsen und allerlei Einfällen“, eine Publikation des württembergischen Landesmuseums und des Geschichts- und Kulturverein Köngen e. V..

Heinrich Schickhardt (1558-1635)

Württembergischer Hofbaumeister

Heinrich Schickhardt wurde 1558 in Herrenberg geboren und galt dank seiner Qualitäten als Baumeister als „schwäbischer Leonardo da Vinci“. Neben seiner Arbeit als Stadt- und Festungsbaumeiser war er auch als Ingenieur und Kartograf sehr erfolgreich.

Zwischen 1600 und 1602 entstand nach seinen Plänen und unter seiner Leitung die Köngener Ulrichsbrücke. Auch der Entwurf des Grabmals für Albrecht Thumb in der Peter- und Paulskirche soll nach seinen Plänen entstanden sein. Zweimal arbeitete er an Bauwerken des Köngener Schlosses.

Die Gemeinde Köngen ist Mitglied im Verein „Kulturstraße des Europarates Heinrich Schickhardt“. Weitere Informationen auf der Homepage des Vereins.

Eugen Stöffler (1886-1955)

Württembergischer Pfarrer

Eugen Stöffler war von 1927 bis 1947 Pfarrer in Köngen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verweigerte er gemeinsam mit 50 anderen Pfarrern den Treueid auf Adolf Hitler und war somit Teil der so genannten "Württembergischen Pfarrhauskette". Er und seine Frau Johanna Stöffler nahmen bis zum Jahr 1945 immer wieder Juden und andere verfolgte Menschen in ihrem Pfarrhaus auf. Jüdische Bürger, die Dank ihnen das Dritte Reich überlebt haben, berichteten in aller Welt darüber.

Eugen Stöffler starb 1949 in Luizhausen.

Im Jahr 1999 wurde das Ehepaar Stöffler posthum in der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

Jakob Friedrich Weishaar (1775-1834)

Württembergischer Rechtsanwalt und Politiker

Jakob Friedrich Weishaar wurde am 3. März 1775 in Korb geboren, 1799 ließ er sich als Anwalt in Stuttgart nieder. Weishaar engagierte sich politisch. 1815 wählte ihn das Oberamt Kirchheim in die erste Städteversammlung. Er wirkte maßgeblich an der Verfassung des Königreichs Württemberg mit und gehörte sowohl als Abgeordneter Stuttgarts als auch Leonbergs der Zweiten Kammer des württembergischen Landtags an. 1820 bis 1830 hatte er hier das Amt des Präsidenten inne. Auf besonderen königlichen Wunsch übernahm er 1932 das Amt des Ministers des Inneren und des Kirchen- und Schulwesens.

Seit Januar 1822 lebte Jakob Weishaar in Köngen, wo er zuerst den Meierhof und später das Köngener Schloss mit all seinen Nebengebäuden und Ländereien erwarb und nach seinen Vorstellung umgestalten ließ. Am 19. September 1834 starb Weishaar überraschend.

Jakob Weishaar war Ehrenbürger der Städte Kirchheim und Stuttgart und brachte einen „Hauch von Welt“ nach Köngen. Wichtige Maler und Dichter aber auch Wissenschaftler und Politiker seiner Zeit verkehrten in seinem Haus.

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